Feuerwehr für Vegetationsbrände gerüstet

21. August 2021
Eine spezielle Schulung der Feuerwehren zum Thema Vegetationsbrandbekämpfung fand bei der Freiwilligen Feuerwehr Petting statt.

Als Fachausbilder konnte der Kommandant der FF Petting, Georg Mayer, ein vierköpfiges Team der Organisation "@fire - Internationaler Katastrophenschutz Deutschland" begrüßen. Dabei handelt es sich um eine nichtstaatliche Hilfsorganisation, welche unter dem Motto "Feuerwehrleute helfen weltweit" bei Naturkatastrophen rund um den Globus Hilfe leistet. Neben der Feuerwehr Petting als Veranstalter, nahmen 30 Einsatzkräfte der Feuerwehren Lampoding, Nirnharting, Saaldorf, Waging am See, sowie Kräfte der Bayerischen Staatsforsten und die Reservisten des Kreisverbindungskommandos Traunstein der Bundeswehr an den Schulungen teil. Die Feuerwehr Waging war mit 1. Kommandant Michael Schramke, 2. Kommandant Sebastian Kamml, Alois Maier und Thomas Pfeffer vertreten, sowie mit dem Tanklöschfahrzeug (TLF 16/25) vertreten.

 

Waldbrände beherrschen die Medien

Eines der derzeit die Medien beherrschenden Themen sind die umfangreichen Waldbrände in Südeuropa. Auch Freiwillige Feuerwehren aus Deutschland und Österreich sind derzeit mit sogenannten Hilfeleistungskontingenten auf dem Weg in die betroffenen Länder. Große Schadenslagen wie in Süditalien, Griechenland und der Türkei sind in unseren heimischen Breitengraden allerdings selten. Ein Grund dafür ist unter anderem das dichte Netz der heimsichen ehrenamtlichen Feuerwehren, welche innerhalb kürzester Zeit einsatzbereit sind. Große Waldbrände kommen in Deutschland vor allem in ausgedehnten Waldgebieten in Sachsen, Brandenburg oder Niedersachsen vor. Allerdings ist auch Bayern immer wieder von Waldbränden betroffen, wiew vor einigen Jahren bei den Bränden am Thumsee, welche die Einsatzkräfte mehrere Tage forderte.

Nicht immer sind es aber diese medienwirksamen Großbrände, wenn im Einsatzdienst die Rede von Wald- oder Vegetationsbränden ist. Aufgrund heisser und trockener Sommermonate in den vergangenenJahren nimmt die sogenannte Vegetationsbrandbekämpfung einen immer wichtigeren Rahmen ein. Diese Brandbekämpfung findet bei größeren Lagen über Außenlastbehälter im Hubschraubereinsatz statt. Wichtig ist aber natürlich auch die bodengebundene Brandbekämpfung. Unerlässlich sind hierbei Tanköschfahrzeuge mit großen Löschwassertanks. In Ländern wie Italien, Portugal oder Frankreich verfügen die Feuerwehren direkt über spezielle geländegängige Waldbrandtanköschfahrzeuge. In Deutschland übernehmen diese Aufgaben in der Regel Löschfahrzeuge mit vielseitiger Ausrüstung, welche somit auch bei verschiedensten Einsätzen eingesetzt werden können.

Beim theoretischen Teil der Ausbildung konnten vor allen Dingen die anwesenden Führungskräfte der umliegenden Feuerwehren wichtige Informationen zur Waldbrandbekämpfung erlangen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Wohnungs- oder Zimmerbränden sind bei Vegetationsbränden oftmals ganz andere Möglichkeiten der Erkundung der Einsatzstelle und der anschließenden Planungsphase, sowie der Befehlsgabe an die eingesetzten Einheiten zu beachten. Im anschließenden praktischen Teil der Ausbildung wurden dann Methoden erlernt, die es möglich machen diese Art von Bränden ohne oder nur mit sehr wenig Wasser zu bekämpfen.

 

"Stop-and-go" und "Pump-and-roll"

Da viele dieser Erkenntnisse aus den Vereinigten Staaten stammen, wurden auch die internationalen Bezeichnungen im deutschen Sprachgebrauch übernommen. Ein wesentlicher Bestandteil ist das taktisch richtige Einsetzen von Tanklöschfahrzeugen und Löschgruppenfahrzeugen. Beim "Stop-and-go-" oder auch "Pump-and-roll-Betrieb" wird die Brandbekämpfung an der Grenze zum sogenannten "Grünbereich" zum im Brand befindlichen "Schwarzbereich" von einem ersten Löschtrupp verhindert. Ein nachfolgender Trupp löscht die verbleibenden Brandflächen ab.

Bevor eine reine Brandbekämpfung stattfindet, gilt es die Ausbreitung zu verhindern. Um die Lage immer unter Kontrolle zu behalten, ist ein Beobachter von großer Wichtigkeit. Mittels verschiedener Spezialwerkzeuge werden auch "Wundstreifen" und Gräben angelegt, um eine Ausbreitung der Flammen zu verhindern. Eine direkte Brandbekämpfung kann dann mit verschiedensten Spezialwerkzeugen und dem Einsatz von Löschrucksäcken und sogenannten Feuerpatschen durchgeführt werden. Ein weiterer Bestandteil der Ausbildung war der Aufbau einer großflächigen Widerstandslinie am Waldrand, um eine Ausbreitung von Schadensfeuern zu verhindern.

Speziell bei Vegetationsbränden empfiehlt sich eine dynamische Strahlrohrführung mit den kleineren und handlicheren D-Rohren mit einer Durchflussmenge ab 20 Liter pro Minute. Im Vergleich zu den herkömmlichen größeren C-Schläuchen sind diese im Gelände wesentlich einfacher zu handhaben. Mitgeführte Handwerkszeuge zum Öffnen von Glutnestern im Boden sind hierbei unerlässlich.

Im abschließenden Fazit der Übung bedankte sich Kommandant Georg Mayer bei dem Ausbildungsteam und den Übungsteilnehmern. Die neu erworbenen Erkenntnisse werden in die Ausbildung der teilnehmenden Feuerwehren mit einfließen, so der Pettinger Feuerwehrchef.

 

Bericht: Thomas Pfeffer, FF Waging am See

Fotos und Filme:

Peter Mayer, FF Petting

Robert Häusl, FF Nirnharting

Michael Schramke, Thomas Pfeffer, FF Waging am See