Unfallrettung und Oslo-Methode bei der Waginger Feuerwehr

18. Mai 2019
THL-Übungstag

Bei Verkehrsunfällen mit eingeklemmten Personen müssen die alarmierten Einsatzkräfte immer mit schwerverletzten Patienten rechnen, welche sich nicht mehr aus eigener Kraft aus ihren verunfallten Fahrzeugen befreien können. Um Verunglückte im Fall der Fälle schnellstmöglich und so schonend wie möglich retten zu können, gibt es unterschiedliche Rettungsmethoden. Die „einzig wahre“ Standardmethode gibt es allerdings nicht. Im Einsatzfall sind deshalb immer mehrere Varianten der Unfallrettung in Betracht zu ziehen.

Aufgrund der steigenden Anforderungen und neuen Erkenntnisse in der Unfallrettung, wurden deshalb an zwei Tagen verschiedene Rettungsvarianten bei der Freiwilligen Feuerwehr Waging am See trainiert. Hierbei wurden unterschiedliche Grundlagen und Möglichkeiten der patientengerechten Unfallrettung aus verunfallten PKWs und deren einsatztaktische Möglichkeiten theoretisch und praktisch geschult.

Von Kommandant Michael Schramke und Zugführer Anton Groschack konnte hierzu als Ausbilder Albert Kreutmayr von der Berufsfeuerwehr Augsburg gewonnen werden. Dieser ist Sachgebietsleiter für Fahrzeugtechnik und rückt auch im dortigen Einsatzleitdienst aus. Weiter engagiert sich der Schulungsleiter seit Jahren in der technischen Unfallrettung und in diesem Zusammenhang auch in der Aus- und Fortbildung der Feuerwehren.

Ausbildungsziel war das notwendige Wissen über moderne Karosserien, neue Fahrzeugtechniken, Sicherheitssysteme und neue Antriebsarten wie Gas, Elektro und Hybrid aufzufrischen. Die Kenntnis von Standard-Einsatzregeln und das Beherrschen der handwerklichen Fähigkeiten zur Bedienung der hydraulischen Rettungsgeräte ist somit von großer Wichtigkeit. Kreativität und Flexibilität vom Gruppenführer eines Feuerwehrfahrzeuges als Leiter der Rettungsmaßnahme und der ausführenden Einsatzkräfte sind aber ebenso gefragt.

Bereits vor Beginn der Rettungsmaßnahmen ist das Unfallfahrzeug mit Rüsthölzern gegen unvorhergesehene Bewegungen zu stabilisieren. Bei einer Personenrettung kann dann nach dem Erstellen einer sogenannten „Erstöffnung“ eines Unfallfahrzeuges eine Einsatzkraft als sogenannter „Innerer Retter“ in den PKW vorgehen. Neben einer medizinischen Betreuung von verunfallten Personen kann dieser bereits wichtige technische Maßnahmen und Vorbereitungen für die weiteren Rettungsmaßnahmen vornehmen. Um beim weiteren Vorgehen mit Rettungsschere und Spreizer die Verunglückten und auch Einsatzkräfte nicht zu gefährden, ist hierbei besonders auf gegebenenfalls nicht ausgelöste Airbags zu achten. Auch defekte Fahrzeugscheiben können im Vorfeld entfernt werden, um weitere Gefahren durch Glassplitter für die verunfallten Personen und die Einsatzkräfte minimieren zu können.

Um ein Unfallopfer bereits im Fahrzeug medizinisch versorgen zu können, wurden verschiedene Möglichkeiten von Versorgungsöffnungen geübt, bevor die Eingeklemmten komplett mit technischem Gerät befreit werden können.  Mit dem Rettungsspreizer sowie hydraulischen Rettungszylindern, können hierzu entweder das Lenkrad hochgedrückt, oder auch die Fahrzeugsitze heruntergedrückt werden. Auch verschiedene Varianten zur Öffnung der Kühlerhaube, um bei einem Fahrzeugbrand im Motorraum effektiv löschen zu können standen auf dem Ausbildungsplan.

Die „Oslo-Methode“ ist der Einsatz von Ketten und Seilwinde im Zugverfahren beim Verkehrsunfall. Die Kettenrettung galt lange Zeit als ungeeignetes Mittel bei der Technischen Hilfeleistung, ist unter besonderen Umständen aber wieder ein aktuelles Thema bei der Unfallrettung. Mit dieser von der Feuerwehr Oslo in Norwegen entwickelten Methode, kann eine Rettung deutlich schneller gelingen, als die gängige Praxis, bei welcher das Armaturenbrett mit einem Rettungszylinder weggedrückt wird. Bei der Oslo-Methode wird ein Kettensatz in Stellung gebracht, allerdings in einem modernen und durchdachten Verfahren, sofern ausreichend Aufstellflächen für Einsatzfahrzeuge mit Seilwinde vorhanden sind.

Mit neuen Erkenntnissen in der Unfallrettung und zahlreichen praktischen Übungen konnten die Ausbildungstage bei der Waginger Feuerwehr erfolgreich abgeschlossen werden.

 

Bericht: Thomas Pfeffer, FF Waging am See